Statement/Interview

Ann-Kristin Büttner Fotos Matthias Ritzmann/Eva Jünger

Prof. Klaus Michel zur Entwicklung von PET PORT

Das Design des VARIO PET PORT Wandsystem stammt aus der Feder von Klaus Michel. Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit hat er eine Professur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Wir wollten wissen, wie er mit dem Material in Kontakt kam und wie sich aus anfänglicher Kuriosität der Entwurf entwickeln konnte.

 

Herr Michel, wann ist Ihnen PET-Filz zum ersten Mal über den Weg gelaufen?

Das liegt schon ein paar Jahre zurück, eine ehemalige Studentin kam aus einem Auslandssemester in Schweden zurück und berichtete mir voller Begeisterung von PET-Filz.

 

Was war Ihr erster Eindruck?

Ich war zunächst beeindruckt von der haptischen Qualität des Materials. Weich und dennoch recht steif und stabil. Zudem kam natürlich der Faktor, dass PET-Filz komplett recyclebar ist. Ein vielfältiges Material, das für Innenarchitekten und Designer gleichermaßen interessant ist. Und ganz abgesehen davon habe ich persönlich eine generelle Begeisterung für Filz.

 

Wie ging es mit dem Filz und Ihnen dann weiter?

Ich habe dann selbst ein studentisches Entwurfsprojekt im Wintersemester 2012/2013 an der Hochschule angeboten und mit Studierenden die Grenzen und Möglichkeiten des Materials ausgetestet. Dabei sind viele spannende Sachen entstanden, die den vielseitigen Einsatzbereich des Filzes repräsentieren.

 

 

Was geschah mit der Box? Ging diese in Produktion?

Leider nein. Das Problem daran war, dass die Box aus zu großen Einzelelementen bestand. Die Werkzeuge wären sehr teuer geworden. Und das bei einer unbekannten und vermutlich kleinen Stückzahl. Das Verhältnis von Absatz und Investition war einfach zu ungewiss. Auf der einen Seite natürlich schade, aber so ist das eben manchmal. Dafür hat sich daraus ein Workshop ergeben, aus dem dann PET PORT hervorging.

 

Wie kann man sich einen solchen Workshop genau vorstellen? Wer kommt dabei alles zusammen?

Der Workshop fand eine Woche lang bei uns im Büro statt. Das kann man sich dann ungefähr so vorstellen: viele Köpfe um einen Tisch, man hirnt und „blödelt“ eine Weile herum, geht in alle Richtungen und ist offen für verschiedenste Ansätze. 

 

Der Kopf denkt Impulse weiter, die Hand überprüft diese in Form von Skizzen, Modellen und kleinen Mock-Ups. Das Ganze ist meist ein sehr intensiver, manchmal auch chaotischer Prozess.

 

Eine dieser Ideen führte dann tatsächlich zum jetzigen Konstruktionsprinzip. Die Steifigkeit der Wandpaneele wird durch eine „stehende“ Wellpappe erreicht, die beidseitig mit Filz verpresst ist. Die Wellpappe als Mittellage versteift die Konstruktion also zusätzlich. 

 

Wie wir alle wissen, ging das PET PORT System dann in Produktion. Können Sie kurz den Prozess beschreiben, der zwischen Entwurf und Endprodukt steht?

Meistens ist das der schwierigste bzw. langwierigste Part. Bei PET PORT war es nicht anders. Es hat relativ lange gedauert, bis überhaupt die Entscheidung fiel, wer die Teile fertigen soll. Es waren mehrere Firmen im Gespräch, die alle aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen Arbeit in Frage gekommen wären. Letztendlich erhielt Fa. Becker in Brakel den Zuschlag. Becker ist ja für hochwertige Formholzelemente bekannt. Seit gut zwei Jahren investiert man dort in diese neue Technologie

 

Was zeichnet VARIO PET PORT in Ihren Augen aus? Worin hebt es sich von der Konkurrenz ab?

Erstens ist das ist in meinen Augen ganz klar die Fertigungstechnik, mit der die Paneelen hergestellt werden. Die sehr präzise, schön flauschige Kante der einzelnen Elemente ergibt sich aus dem Messerzuschnitt, der während des Pressvorgangs bereits stattfindet. 

 

Ein etwas aufwändigeres Verfahren. Andere nutzen für den Zuschnitt Laser- oder spanabhebende Verfahren, hierbei schmilzt allerdings immer ein Teil des Filzes, dadurch bekommt man eine harte Kante.

 

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist der besondere Aufbau der einzelnen Paneele. Durch die innen liegende Wabe sind die Teile extrem steif, ohne dabei an akustischer Wirksamkeit zu verlieren. Eine Eigenschaft, die so kein anderer Hersteller bietet.

 

Was denken Sie: Wird sich solch ein Material langfristig auf dem Markt etablieren können?

Selbstverständlich. Es gibt einen generellen Trend in diese Richtung. Viele Produktdesigner entdecken PET-Filz für sich. Das Material ist jedoch weitaus mehr als nur eine Modeerscheinung. Das Bild der heutigen Arbeitswelt verschiebt sich. Es wird femininer, weicher und wohnlicher. Zum einen ganz einfach, weil sich der Anteil der Frauen erhöht. Zum anderen, weil Arbeit einen anderen Stellenwert in unserem Leben einnimmt. Das Verständnis, wie ein Arbeitsplatz auszusehen hat, ändert sich sowieso ständig. Dass sich Leben und Arbeiten immer mehr vermischen muss man niemandem mehr erzählen. Ob das gut ist und ob es demnächst vielleicht sogar eine Gegenentwicklung gibt, wird sich zeigen.

 

Im Augenblick erlaubt es den Gestaltern und Planern jedenfalls, sich anderer, neuartiger Materialien zu bedienen. PET-Filz ist in meinen Augen ein hervorragendes Beispiel für ein solches. Es ist höchst effizient in seinen akustischen Eigenschaften, birgt wohnliche Qualitäten und überträgt damit diesen Komfort in die Arbeitswelten von heute.

 

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