Blick hinter die Kulissen

Fotos Stefan Krutsch

VARIO Design Competition "Sehnsuchtsort Büro": die Gewinner:innen

Wie, wo und mit welchen Mitteln schafft man Orte, die eine hohe Attraktivität besitzen, die die Arbeitenden perfekt unterstützen, die effektiv und effizient sind? Räume oder Orte, die den Aufenthalt im Büro so attraktiv machen, dass die Mitarbeitenden dort unbedingt hin wollen... Nach Ideen für den "Sehnsuchtsort Büro" hat der 5. VARIO Design Competition gefragt.

44 Beiträge gingen in diesem Jahr ein. Die Jury vergab sechs Preise, der Publikumspreis wurde via Instagram-Abstimmung ermittelt.

And the winners are...
 

1. Preis
Sinisha Hapke: ENLIGHTENING

Sinisha Hapke überträgt in ihrem Entwurf die archaische Versammlung um ein Lagerfeuer in einen zeitgemäßen Kontext: Verschiedene Sitzelemente ermöglichen unterschiedliche Sitzhaltungen und Gesprächssituationen um eine Lichtinsel herum. Es entsteht eine geschlossene Atmosphäre, eine Fokussierung auf Gemeinschaft und Kommunikation. Das Konzept, die Gestaltungsdetails und deren schlüssige Darstellung haben die Jury in jeder Hinsicht begeistert.

Preisgeld: 2000 Euro

 


2. Preis
Lisa Henke: VIS À VIS

Der Entwurf Vis-À-Vis von Lisa Henke wirkt auf spielerische Weise der häuslichen Vereinzelung entgegen schafft positive und vor allem gemeinsame Erfahrungen. Die Wippe bietet sich als Bewegungsskulptur im Büro an, Mitarbeitende suchen Gemeinsamkeiten und finden ein Gleichgewicht, sie werden zu Teampartnern. Dieses aus Kindertagen vertraute Objekt führt Menschen zusammen und schafft einen heiteren Umgang auf Augenhöhe.

Preisgeld: 1500 Euro


3. Preis
Josephine Margaretha Kaltz und Carolin Nahrendorf : CHAIRING IS CARING

Dies ist die moderne Klappversion des Verlobungssofas, die den Spagat schafft zwischen zeitgemäßen agilen Meetings und einer eher diskreten und zurückgezogenen Abgrenzung. Ein bis vier Personen können hier arbeiten, kommunizieren oder einfach sein. Das Konzept besticht durch eine minimale aber raffinierte Intervention um einen Raum im Raum zu bilden und schafft einen besonderen und inspirierenden Ort für einen angenehmen Aufenthalt.

Preisgeld 1000 Euro
 


Sonderpreis der Taunus Sparkasse
Nida Colak: TREFFPUNKT MARKT!

Der Marktstand ist seit jeher Umschlagplatz für verschiedene Güter, hier steht er für lebendige Kommunikation und für quirliges Leben. Den menschlichen und kollegialen Bedürfnissen nach Abwechslung, Nähe und Kommunikation wird mit diesem Konzept auf augenzwinkernde Weise Rechnung getragen. TREFFPUNKT MARKT! motiviert Bewegung und kommunikativen Austausch im Stehen und Gehen.

Preisgeld 1000 Euro
 


Anerkennung
Kristin Lieb und Jacobo Cuesta Wolf: I STAY TO SWING

Flexibel auf die Raumanforderungen eingehen ist die Stärke der modularen Sitzelemente STAY von VARIO. Kristin Lieb und Jacobo Cuesta Wolf wollen mit ihrem überraschenden STAY-Hack auch den Bedürfnissen der Besitzenden begegnen. Additive Wiegekufen adressieren die Bewegungsfreude oder schlicht die Ungeduld und schaffen Dynamik und Abwechslung.

Preisgeld 500 Euro

 


Anerkennung
Christine Wiest: MOCHI STONES

Mit sanfter Formsprache und freundlicher Farbauswahl bilden die Stapelelemente einen harmonischen Hintergrund für verschiedenste Meetings und Szenarien. Miteinander, nebeneinander, übereinander können sie individuell und immer wieder neu konfiguriert werden und laden zum kommunikativen Verweilen in Gesellschaft oder für sich alleine ein.

Preisgeld 500 Euro

 

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Mehr über den Siegerentwurf "ENLIGHTENING"

Eine Gemeinschaft schaffende Sitzlandschaft ist der Siegerentwurf von Sinisha Hapke. Mehr von der Innenarchitektur-Studentin, die im nächsten Jahr ihren Master in Koomunikation im Raum in Mainz abschließt.


Die Aufgabenstellung des Design Competition war sehr offen. Wie sind Sie das Thema angegangen?
Sinisha Hapke: Ich war erst einmal verdutzt. Sehnsuchtsort und Büro in einem Satz passte für mich zunächst nicht rich- tig zusammen. Irgendwie verbindet man das Büro immer noch nicht mit etwas Positivem, leider. Ich habe mich dann ausgiebig gefragt: Was sind die Vorteile des Arbeitens im Büro? Was ist der Mehrwert, wenn ich vor Ort mit den Kolleg:innen zusammenarbeiten kann? Was bringt mich ins Büro? Darüber kommt man unweigerlich auf das Thema der Kommunikation, auf Zusammensein und gemeinschaftliche Arbeit.

Ihr Entwurf besteht aus zwei Teilen. Einmal aus in sich verstaubaren Sitzelementen und dann aus einer Lichtquelle. Die Sitze lassen sich zusammenstecken zu einem Kreis, die Lichtquelle in der Mitte bildet das Zentrum. Das klingt nach Lagerfeuer. Wie haben Sie diese Idee auf ein Büro-Möbel übertragen?
In welchen Situationen entstehen besonders angeregte, tiefe Gespräche? Über diese Frage kam mir das Lagerfeuer in den Sinn. Lagerfeuer ziehen Menschen an, man rückt automatisch ans Feuer, weil es warm und hell ist. Und wenn man drumher- um sitzt, fördert das die Gespräche. So ist der Entwurf gedacht. Darüber hinaus sind die Sitzelemente so unterschiedlich, dass sie individuelle Sitzvorlieben repräsentieren und an Kuchen- stücke erinnern, so nenne ich es mal. Wenn man die verschie-denen Kuchenstücke zusammenstellt, dann ergibt sich ein Ganzes, der symbolische Kreis der Gemeinschaft.

(Fotos: Preisverleihung am 22. September 2022 im Showroom in Frankfurt/Main, c: Stefan Krutsch)


Das Lagerfeuer ist jetzt eine Lampe. Wie soll die Lampe funktionieren?
Die Lampe reagiert auf die Umgebungsgeräusche. Umso lauter die Umgebungsgeräusche, sprich die Gespräche, desto heller wird das Licht. Die Gespräche regen das symbolische Feuer an und dadurch entsteht im Umkehrschluss neue Kommunikation. Wenn man merkt, man unterhält sich und dadurch passiert etwas im Zentrum, können daraus eigene tolle Situationen entstehen. Die Lampe gibt es allerdings noch nicht, so wie ich sie geplant habe. Für den Prototyp haben wir ein Ersatzprodukt gewählt, das neben der Helligkeit auch verschiedene Farben anzeigen kann. Leider muss man die Lampe manuell steuern. Das ist keine optimale Lösung. Aber für den Moment ist es auf jeden Fall okay.

Welche konkreten Arbeitssituationen haben Sie für die Nutzung im Kopf?
Auf jeden Fall Meetings als auch Pausen-Situationen. Um die Wirkung des Entwurfs voll und ganz erleben zu können, stelle ich mir schon einen großen Raum vor, in dem ENLIGHTENING platziert wird. Der Grundriss muss nicht so offen sein wie bei den Visualisierungen, es könnte zum Beispiel auch ein großer Aufenthaltsraum sein. Wenn man mal mehr Platz braucht oder den Raum anders nutzen möchte, dann kann man die Sitz-Ele mente ineinanderschieben und beiseite stellen oder je nach vorgesehener Hauptfunktion des Raums auch umgekehrt. Ganz generell soll ein einladender Raum entstehen, um sich schnell zusammenzusetzen oder informell etwas zu besprechen.

Dass man die Sitzelemente in sich zusammenschieben kann, ist ein kleiner Clou des Entwurfs. Wenn die Möbel zum Sitzkreis aufgestellt sind, kann man sie dann verankern und zusammenstecken? Was haben Sie sich überlegt?
Die Elemente sollen nebeneinander stehen, aber nicht verankert werden. Ich habe das bewusst so gestaltet. Denn wenn man sich am Lagerfeuer trifft, dann bringt jeder einen anderen Stuhl mit oder einen Hocker oder vielleicht auch nur einen Baumstamm. Alles scheint zusammengewürfelt, jedes Sitzmöbel steht für sich, aber durch die Optik ergibt sich in meinem Entwurf dann doch ein einheitliches Bild, ohne die Individualität der einzelnen Elemente aufzugeben. Deswegen wollte ich die Möbel nicht miteinander verankern, sondern jedes frei aufstellbar halten.

Haben Sie im Studium bisher mit Büromöbeln oder mit der Ausstattung von Arbeitsplätzen zu tun gehabt?
Im ersten Mastersemester hatten wir ein Projekt, in dem es darum ging, die neuen Arbeitsräume des Fachbereichs zu bespielen. Die Hochschule zieht demnächst in einen Neubau auf dem Campus um. Hier war es unsere Aufgabe, neue Ideen zu entwickeln. Bei diesem Projekt haben meine Projektpartnerin und ich jedes einzelne Möbelstück selbst entworfen. Aber ansonsten hatte ich bisher keine Projekte, die auf Büromöbel abzielten.

Sie studieren Kommunikation im Raum in Mainz. Gibt es bereits eine Spezialisierung? Oder etwas, an dem Sie lieber arbeiten und Vorlieben haben?
ich habe meinen Bachelor in Darmstadt an der Hochschule gemacht und bin dann für den Master nach Mainz gekommen. Das war eine Veränderung, in Mainz ist alles viel freier, und viel künstlerischer und weniger konstruktiv. Es war neu, aber auch eine gute Erfahrung, anders an Entwürfe heranzugehen und auch freier im Denken zu sein. Ich habe gemerkt, dass ich mich sehr für Möbel-Entwürfe interessiere, aber auch die Gestaltung von Leuchten und Licht interessiert mich. Das Erarbeiten von Raumkonzepten ist jedoch auch wahnsinnig spannend. Kurzum: Möbel-Entwürfe stehen ganz weit oben, aber die anderen Bereiche interessieren mich auf jeden Fall auch sehr und am Ende geht es ja um das Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren, die dann wiederum ein Ganzes ergeben.

Ihr Studium endet im nächsten Jahr. Wie geht es dann weiter? Haben Sie Pläne für die Zeit danach?
Ich habe mich dazu entschieden mir noch ein wenig Zeit zu nehmen, um meine Fühler auszustrecken, mich inspirieren zu lassen und um mich selbst als Gestalterin noch besser kennenzulernen. Aus diesem Grund möchte ich im kommenden Semester zunächst noch weitere Praxiserfahrung in einem Praktikum sammeln und anschließend ein Auslandssemester absolvieren. Die Masterarbeit steht für mich dann in einem Jahr an, so der Plan. Ich freue mich sehr auf die neuen Erfahrungen und bin gespannt, inwiefern mich das kommende Jahr auch auf meinem Weg nach dem Masterstudium nachhaltig beeinflussen wird.
 

Mehr über die 5. VARIO Design Competition "Sehnsuchtsort Büro" im Booklet zum Wettbewerb, das als pdf herunterladbar ist.

Mehr über die Gewinner:innen und ihre Entwürfe der Jahre 2021, 2020, 2019 und 2018.

 

 

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