Grundlagen/Wissen

Fotos VARIO, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP

Mit Lampen gegen Lärm

In Großraumbüros stören vor allem die Gespräche anderer Mitarbeiter. Die Belastung ist teils immens, viel größer als durch Telefonklingeln, Türklappern oder Druckerlüftungen. Zwei Forschungsprojekte untersuchen derzeit, wie Sound Masking Abhilfe schafft. 

Besonders störend sind Gespräche der Mitarbeiter, weiß man heute aus der Psychoakustik. Das Gehirn kann Stimmen der Menschen schlechter ausblenden, Telefonate am Nebentisch hört man automatisch mit. Sound Masking bedeutet in dem Zusammenhang, ein akustisches Hintergrundrauschen zu erzeugen, das besonders störende Lärmquellen abschwächt. Künstlich eingespielte Schallpegel können Störungen gezielt reduzieren und neutralisieren. In vielen Alltags-Situationen findet dieses Sound Masking auf natürliche Weise statt. An ruhigen Orten hört man jedes Geräusch, während etwa die Brandung am Meer als monotones Hintergrundgeräusch vieles andere angenehm überdeckt.


Die Dortmunder Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin formuliert es so: "Ein gleichförmiges, keiner identifizierbaren Quelle zuordenbares Geräusch ist weniger störend als ein einer Quelle zuordenbares Geräusch. Die Identifizierbarkeit und damit der Störgrad ist besonders groß, wenn es sich um Sprachgeräusche handelt und diese – auch nur teilweise – verstanden werden können."


Komplette Raumbeschallung wie in Amerika scheint sich in Deutschland nicht durchzusetzen. Das Augenmerk liegt stattdessen auf dezentralem Sound Masking, also der Möglichkeit, jeden Arbeitsplatz einzeln zu beschallen. Zwei Forschungsprojekte führen dazu derzeit Studien und Untersuchungen durch: In Kaiserslautern das Living Lab smart office space, eine Kooperation der TU Kaiserslautern und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH und in Stuttgart das Raumlabor HiPIE (High Performance Indoor Environment) des Fraunhofer Instituts für Bauphysik FIB.


Beide haben eine Stehleuchte entwickelt, die auch Geräusche erzeugt. Der Schallpegel lässt sich für jeden Mitarbeiter individuell einstellen. Das FIB betreibt für seine Forschung ein Labor, 45 Quadratmeter gestaltbare Raumfläche, in der Akustik, Beleuchtung, Raumklima und Luftqualität verändert werden können. Das Karlsruher Living Lab wiederum hat für seine Feldstudie fünf Sound Masking Leuchten für je zwei Wochen in vier verschiedenen Abteilungen bei Boehringer Ingelheim eingesetzt. Vor Beginn sowie nach Ende der Testperiode wurden die ProbandInnen nach ihrer Zufriedenheit mit der Raumakustik befragt. Die Studie endete im Dezember 2017. Ziel ist herauszufinden, wie dezentrales Sound Masking im Großraumbüro eingesetzt werden kann und Erkenntnisse über Intensität und Dauer der Schallsignale zu gewinnen, heißt es. Das Ergebnis ist bisher noch nicht veröffentlicht.

Living Lab smart office space
Raumlabor HiPIE
"Ruhe, hier wird gearbeitet!. Wie Lärm, Licht und Raumgröße die Gesundheit von Büroangestellten beeinflusse", Die Zeit vom 10. Januar 2018 

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