Material/Technologie

Fotos Studio Formafantasma

Studio Formafantasmas Recycling-Projekt

In einer Tonne Computer-Schrott steckt soviel Gold wie in 17 Tonnen Erz – auf solche Erkenntnisse stieß das Amsterdamer Studio Formafantasma während ihrer einjährigen Material-Recherche. Die Bedeutung von Recycling, aber auch die Verschrottung von Elektrogeräten zeigen sie in dem sehenswerten Multimedia-Projekt Ore Streams, das in diesem Jahre auf etlichen Design-Ausstellungen zu sehen war.

Aus welchen Einzelteilen und Komponenten besteht eigentlich ein Kühlschrank, ein Smartphone, Tablet, Fernseher oder Waschtrockner? Aus jeweils hunderten, und Teil für Teil wird in die Hand genommen in dem einstündigen Video des Studio Formafantasma, sogar vorsichtig hingelegt als sei es ein Edelstein. Einfach hingeworfen sähe es aus wie Müll aus, so merkt man schon in den Gesten, dass jede noch so kleine Komponente eines Smartphones etwas Wertvolles ist.

 

Ore Streams heißt das Multimedia-Projekt, mit dem die beiden jungen italienischen Gestalter Andrea Trimarchi und Simone Farresin ihre mehrmonatige Material-Recherche dokumentiert haben. 2017 wurden sie im Vorfeld der ersten Art and Design Triennale des NGV Australia, in Kooperation mit der Triennale di Milano, angesprochen. Der Auftrag lautete, Materialien auf verschiedenen Ebenen zu erforschen. Ihre Ergebnisse haben sie unter anderen in Videos zusammengefasst, Interviews mit Experten aus Politik, Wirtschaft, Kriminalitätsbekämpfung und NGOs, Info-Filme inklusive dem Blick ins Innere der Geräte.

 

Elektro-Schrott ist die am größten wachsende Müllmenge weltweit. Im Jahr 2080 werden mehr Metallressourcen oberirdisch zu finden sein als unter Tage lagern. Die Videos reflektieren den verantwortungsvollen Umgang mit den endlichen Ressourcen, klären auch auf, erzählen von illegal exportieren Schrotthalden in Entwicklungsländer, aber versuchen auch, eine eigene Visualisierung zu finden für die wachsende Bedeutung des Recycling.

 

Ein Film der Serie listet auch mögliche Maßnahmen auf, um den Elektro-Schrott zu reduzieren: Hersteller müssten Reparaturen nicht nur anbieten, sondern dazu verpflichtet werden, Ersatzteile müssen normiert und langfristig hergestellt werden, Gütesiegel für Langlebigkeit, Reparierbarkeit und sortenreine Trennung verteilt werden, Steuern auf Wegwerfprodukte erhoben werden. Und nicht zuletzt sollte all dies bei der Neu-Gestaltung von Produkten bedacht sein. Ore Streams lief in diesem Jahr denn auch auf etlichen Design-Triennalen und Design-Festivals, derzeit noch bei der Oslo Architecture Triennale, im Philadelphia Museum of Art, im Design Museum London, im Rohsska Museum Göteborg. Und im März 2020 wird von Formafantasma in der Londoner Serpentine Gallery eine Reflexion über die Holzindustrie zu sehen sein.

 

www.formafantasma.com

www.orestreams.com
"Die erste Design-Biennale in Porto untersucht das Design aus der Generation der Millennials", Süddeutsche Zeitung vom 29. Oktober 2019


 

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