Grundlagen/Wissen

Fotos Buchcover Carl Hanser Verlag

Lisa Herzogs Plädoyer für "Die Rettung der Arbeit"

Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Die Zukunft der Arbeit und die Angst davor ist das Thema der Sozialphilosophin Lisa Herzog. In ihrem viel beachteten Buch "Die Rettung der Arbeit" entwirft sie Zukunftsszenarien, wie diese von ihren Schattenseiten befreit werden kann.

"Wenn die Algorithmen kommen, wer werden die Gewinner sein und wer die Verlierer?“ Mit dieser Frage beginnt "Die Rettung der Arbeit". Lisa Herzog beschreibt erst einmal, dass immer noch völlig unklar ist, wie die Umbrüche wirklich aussehen, die Roboter, Algorithmen und künstliche Intelligenzen mit sich bringen. Die Angst und Unsicherheit angesichts der digitalen Transformation sind für die Sozialphilosophin die Ausgangsbasis, und aus der hat Herzog, die bis vor kurzem Politische Philosophie und Theorie in München lehrte und in diesem Herbst an die Universität nach Groningen wechselte, ein kämpferisches, inspirierendes und auch zutiefst optimistisches Plädoyer geschrieben.

 

Arbeit gehört für Herzog fest zum menschlichen Dasein. Entgegen der einstigen Utopie, mit dem technischen Fortschritt die Arbeit abzuschaffen und überflüssig zu machen, plädiert Herzog für eine neue Humanisierung und bessere Gestaltung der Arbeit. "Arbeit ist vor allem eine soziale Angelegenheit, sie stellt uns in soziale Räume", schreibt Herzog, sie schaffe Gemeinsamkeit, sei eine elementare Ressource des nach Sinn suchenden Menschen. Arbeiten bedeute auch, die materielle Umgebung zu formen und selbst dadurch geformt zu werden, die eigene Arbeit auf der anderer aufzubauen und sie fortzuführen.

 

Dass Arbeit kurzum viele positive Seiten habe und bereichere, werde oft viel zu schnell übersehen. Herzog argumentiert weiter, dass Aspekte, die das Leben bereichern, bewahrt werden müssen und nicht neuen technologischen Entwicklungen geopfert werden sollten.

 

Historisch sei Arbeit stark aus einer rein ökonomischen Perspektive oder unter dem Aspekt der individuellen Selbstverwirklichung betrachtet worden. Herzog plädiert nun für die sozialen Funktionen und schreibt, dass es damit auch um nicht weniger als politische Fragen geht: Wie wird menschliches Zusammenleben organisiert, was macht einen gerechten Umgang aus, und wie kann man das im praktischen Alltag gestalten.

 

Lisa Herzog versteht ihr Buch denn auch als politischen Aufruf. Die technologische Entwicklung schürt Existenzängste, die in die Hände von Populisten spielen, so ihre These. Deswegen soll die Zukunft der Arbeit nicht dem Markt überlassen werden. "Sie ist eine Frage der politischen Gestaltung, die gerade jetzt couragiert beantwortet werden kann", so Herzog – die in ihrem besonderen, viel beachteten Buch so einiges Denkfutter dafür liefert.

Lisa Herzog "Die Rettung der Welt", Carl Hanser Verlag, 224 Seiten, 22 Euro

Mehr:
"Wissenschaft hilft die Wirklichkeit zu erfassen" - Interview mit Lisa Herzog in der Welt vom 26. Oktober 2019

"Von dem Versuch, Erwerbstätigkeit neu zu denken" - Deutschlandfunk Kultur vom 22. Juni 2019

 

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