Statement/Interview

von Yasemin Yilmaz Fotos Julia Ballmaier / myhomeismyhorst.de

Was macht eine gute Einrichtung aus?

Muss schönes Wohnen immer teuer sein? Nein, sagt die Interior Stylistin Julia Ballmaier, die den Blog mymomeismyhorst.de betreibt und auch ein Buch herausgebracht hat: "Wohnen unter 1000 Euro".

Die Hochglanzbilder aus Magazinen oder von den Social Media Plattformen wie Pinterest, Instagram & Co. zeigen Bilder von perfekten Wohnungen, in denen alles bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt ist. In der Realität sieht Wohnen aber oft anders aus. Trotzdem orientiert man sich an den schönen Bildern und fragt sich immer wieder, warum es im eigenen Zuhause nicht auch so aussieht.

 

Darüber wie man dennoch ein schönes Zuhause bekommt und was man dafür eigentlich selbst tun muss, habe ich mit Julia Ballmaier von myhomeismyhorst.de gesprochen. Julia betreibt seit Jahren ihren eigenen Blog zum Thema Wohnen und hat mittlerweile sogar ein Buch herausgebracht. In "Wohnen unter 1000 Euro" zeigt sie 27 Apartments, die sie für jeweils unter 1000 Euro eingerichtet hat. Anders als viele Bildbände, die schöne, großstädtische Altbauwohnungen mit Designermöbeln zeigen, will sie ein authentisches Bild von Wohnen und Leben zeigen. Denn auch die Wohnung am Stadtrand kann individuell und schön sein – und das sogar mit kleinem Budget.

 

Julia, wie bist Du zum Bloggen gekommen?
Ich habe angefangen Interior Blogs zu lesen und wurde von anderen inspiriert und dann habe ich selbst angefangen, weil ich etwas zurückgeben wollte, denn immer nur nehmen ist langweilig und einseitig. Ich finde es schön sich gegenseitig zu bereichern, wenn jeder gibt, was er gut kann, dann haben alle was davon.

 

Inwieweit ist das Internet eine Inspirationsquelle für dich?
Ich schaffe es leider kaum noch ausführlich zu lesen, so wie vermutlich viele andere auch. Instagram ist mittlerweile eine große Inspirationsquelle für mich. Aber auch alles im echten Leben.

 

Welche Bestandteile sind deiner Meinung nach für eine Wohnung am wichtigsten?
Wenn der Boden, die Türen und die Fenster toll sind, dann ist das schon mal ein großer Garant für eine tolle Atmosphäre.

 

Und wenn man so etwas nicht hat? Je nachdem in welcher Stadt man lebt, findet man kaum noch bezahlbare Altbauwohnungen, die über alte Holzböden verfügen. Was macht ein Zuhause dann zu einem gemütlichen Ort?
Es ist wichtig, sich mit Dingen zu umgeben, die einem etwas bedeuten, die einem ans Herz gewachsen sind und die man liebt. Man sollte immer wieder bei den einzelnen Möbeln oder Deko-Gegenständen überlegen: brauche ich das noch, oder habe ich es nur, weil es mal so teuer war, oder weil mir nichts besseres begegnet ist? Dann sollte man diese Dinge lieber aussortieren.

 

Welche Lieblingsstücke findet man in deiner Wohnung?
Mein Sofa mit dem bunten Folklore Stoff aus den 50er Jahren, der Porzellan Affe aus Italien und das übergroße Tapetenbild des chinesischen Mädchens hinter dem Esstisch. Diese Sachen sind so ungewöhnlich und schön – ich liebe sie einfach!

 

Wie wichtig sind Trends, betreibst du selber Trend Forecasting?
Ich bekomme natürlich mit, was Trend ist, halte mich aber eigentlich nicht daran und nehme nur, was mir persönlich gefällt und kombiniere Dinge zu meinem eigenen Stil. Das fällt mir nicht schwer. Manchen hingegen schon, diese Menschen kopieren dann den Stil von anderen und herauskommt möglicherweise etwas Harmonisches, aber dafür nichts Unverwechselbares.

 

Welche Tipps hast du für den kleinen Geldbeutel?
Man muss nicht alles sofort haben und kann manche Dinge auch im Sale kaufen. Ich liebe es auf Flohmärkten nach schönen Einzelteilen zu schauen, bei Kleinanzeigen oder in Gebrauchtmöbelmärkten. Schöne Dinge für kleines Geld gibt es überall, wichtig ist nur, sie richtig zu kombinieren – in einem anderen Kontext wirkt eine Vase vom Flohmarkt wie ein Designerstück.

 

Kaufen oder selbermachen?
Beides! Hängt natürlich auch von den Fähigkeiten ab. Auch hier gilt für mich: bloß kein Dogma, einrichten soll auf jeden Fall Spaß machen und keine ernste Angelegenheit werden. Wenn ich mich zum Selbermachen zwingen muss, dann lieber lassen.

 

Worauf könntest du in deiner Wohnung nicht verzichten?
Ich persönlich kann gar nicht ohne Farbe leben. Wer das nicht so mag, sollte viele interessante Bilder aufhängen oder mit Textilien arbeiten, damit das Auge etwas hat, woran es hängen bleibt und sich erfreuen kann.

 

Welche Rolle spielen Farben und Materialien für dich?
Eine sehr große Rolle. Ich fühle mich magisch von Farben angezogen, sie sind mein Lebenselixier. Nichts verändert einen Raum mehr als eine Wandfarbe oder eine Mustertapete. Der Effekt ist immer wieder Wow und ich wünschte mir, dass die Leute mehr Mut hätten und zum Farbeimer greifen. Mit Material lässt sich auch super arbeiten, ist aber nicht so günstig wie mit Farbe.

 

Hast du Favoriten, die du gerne mehrfach verwendest?
Es gibt immer wieder Lieblingsstücke, die ein harmonisches Styling einfach machen. Dabei ist es aber egal, was genau man verwendet. Hauptsache es taucht in der Gruppe auf. Ich sammle zum Beispiel Hände. Eine Hand wird kaum wahrgenommen, aber stehen acht oder mehr zusammen, dann sehen sie plötzlich super cool aus.

 

Hast du ganz allgemeine Einrichtungstipps, die sich universal anwenden lassen?
Man kann nur schön wohnen, wenn man bereit ist, dafür etwas zu tun. Bei den meisten scheitert es schon daran, dass zuviel "Kram" rumliegt. Meistens fangen Wohnberatungen erstmal mit aufräumen an.

 

Was ist dein absolutes Muss für diesen Sommer?
Bunte Kissen, immer frische Blumen auf dem Tisch (am liebsten ein selbstgepflückter Wiesenstrauß), eben alles was einem gute Laune macht.

JULIA BALLMAIER, Jahrgang 1973, betreibt den Blog myhomeismyhorst.de und richtet als Interior Stylistin Wohnungen ein. Sie ist auch Mitglied der Interior-Plattform SoLebIch.de 


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