Blick hinter die Kulissen

Neue Ideen für Homeoffice-Mehrfach-Nutzungen

Valentina Knaub ist Gewinnerin des Sonderpreis beim 4. VARIO Design Competition, der im September verliehen wurde. "Ein Entwurf, der das Paradox Entlastung und Ansporn klug vereint", heißt es in der Jury-Begründung über ihr STEP IT UP. Und ein flexibles Möbel, das Mehrfachnutzung ermöglicht mit dem spielerischen Highlight einer Sprossenwand.

In einem Koffer verbirgt sich die Arbeitsplatte, die sich auf verschiedenen Höhen einhängen lässt. Für den Entwurf wurde sie beim VARIO Design Competition mit dem Sonderpreis der Taunus Sparkasse ausgezeichnet. Mehr über die besondere Idee von Valentina Knaub.

Die Aufgabenstellung des Design Competition lautete, Lösungen fürs Homeoffice zu entwickeln, sinnvolle Lösungen für Arbeitsplätze auf kleinem Raum und intelligente Mehrfach-Nutzungen. Was waren die Ausgangs-Überlegung für Ihren Entwurf?
Valentina Knaub: Ganz grundsätzlich war die Idee, das Home mit Office zusammenzubringen, so wie es die Aufgabenstellung verlangt hat, also das Heimische und das Arbeiten zu kombinieren. Weder das eine noch das andere soll aber zu vordergründig sein. In der ersten Entwurfs-Phase habe ich Verschiedenes ausprobiert, ein Schiebemodul zum Beispiel, und ein Einstecksystem, über das ich dann zur Sprossenwand gekommen bin in Verbindung mit einem Koffer. Den Koffer assoziiert man mit Aktenkoffer, und es bot sich einfach an, diesen Koffer als Arbeitsplatte zu gestalten und mit den Sprossen zu verbinden. Die Sprossenwand habe ich schon etwas angepasst, sie entspricht nicht ganz dem Standard.

Wie kam es überhaupt zur Sprossenwand? Man kennt sie aus der Sportwelt, zur Arbeitsplatznutzung zuhause ist es nochmal ein eigener Schritt.
Durch die Pandemie kennt man natürlich das Thema Homeoffice. Man bleibt zu Hause, man arbeitet zu Hause und gleichzeitig hat man aber ein anderes großes Problem: Es fehlt die Bewegung, es fehlen Abläufe wie zur Bahn laufen oder zum Arbeiten zu radeln. Man steigt nicht mehr in die Bahn, steigt aus und läuft zur Arbeit. Es mangelt enorm an Bewegung. Auch mir fehlte der Weg zur Uni. Die Sprossenwand soll Abhilfe schaffen, sie fördert Bewegung.

Wenn man den Koffer wieder aushängt, bleibt allein Sprossenwand.
Genau, man nimmt den Koffer ab und verstaut ihn. Die Sprossenwand selber ist weiter da, sie wird nicht abgehängt, sondern bleibt nutzbar. In Familien mit Kindern können diese daran klettern und sich daran austoben. Die Erwachsenen können sie als Sportgerät nutzen.
 

(Entwurf und Preisverleihung im September, Fotos: Stefan Krutsch)


Der Koffer dient als Arbeitsplatte, die man in verschiedene Höhen einhängen kann und damit auch als Stehtisch nutzbar ist. Das ist tricky.
Dankeschön, ja. An der hinteren Seite gibt es zwei Mulden zum Einhängen in die gewünschte Höhe. Links und rechts gibt es Einschübe zum Ausziehen mit Fächer-Unterteilung für Laptop oder einfach nur für Stifte. Obendrauf kann man arbeiten. Die Platte ist in verschiedenen Höhen einhängbar, auch als Stehtisch passend zum Thema Homeoffice, damit man mehr Bewegung beim Arbeiten bekommt, Positionen variieren kann und in unterschiedliche Höhen sitzt oder steht.

Das Einhänge-System schafft maximale Flexibilität bei einer einfach zu handhabenden Lösung. Wie wichtig ist es heute, wenn man Innenarchitektur studiert, über solche Ideen und Zugriffe neue Möbel zu entwerfen?
Wichtig ist das auf jeden Fall. Es ist natürlich abhängig davon, um welchen Entwurf es sich handelt. Hier beim Thema Homeoffice spielt es auf jeden Fall eine Rolle, dass man eine konkrete Funktion unterbringt, aber auch die Flexibilität und Anpassung an heutige Wohnsituationen berücksichtigt und integriert. Man entfernt sich vom klassischen Möbel und erschafft Neues. Hier ist die Lösung so simpel wie sie aussieht. Man hat die Sprossenwand, man hat den Koffer, man kann beides kombinieren, aber auch einzeln nutzen. Ich habe mich bei der Materialität auch ein bisschen an VARIO ausgerichtet. Der Koffer kann weiß sein, die Wand aus Holz, oder auch umgekehrt, Mix und Match.

Haben Sie das erste Mal eine Arbeits-Situation entworfen?
Im Bachelorstudiengang hatte ich kaum Berührung mit Büro und Office-Situationen. Jetzt im Masterstudiengang in Mainz war es das erste Projekt, das direkt mit dem Thema Office zu tun hatte. Dass sich das mit dem Wettbewerb verbunden hat, war für mich komplett neu und spannend. Sie studieren im dritten Semester Kommunikation und Raum in Mainz. Wie geht Ihr Studium weiter? Wir starten jetzt langsam mit unserer Master-Thesis. Ich werde mich mit einem Nachkriegsbau in Mainz beschäftigen und der Umnutzung unter den Gesichtspunkten der Pandemie. Es geht um Micro-Living, kleine Räume und Homeoffice. Im Fokus steht also auch wieder das Thema Wohnen, Leben und Arbeiten auf wenig Raum und wie man das neu gestalten kann.

Valentina Knaub, Jahrgang 1997, studierte Innenarchitektur B.A. an der Hochschule Coburg und seit 2021 im Masterstudiengang "Kommunikation im Raum" in Mainz. Ihr Entwurf STEP IT UP gewann beim 4. VARIO Design Competition den mit 1000 Euro dotierten Sonderpreis der Taunus Sparkasse.

Mehr über die Ausschreibung des Wettbewerbs, die Idee und die Jury
Mehr über die Siegerentwürfe des Design Competition 2021 - VARIO Magazin vom 24. September 2021

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