Fehlbaums Vater hatte ein Ladenbau-Geschäft in der Schweiz, das er bereits in den 1930er Jahren übernahm und kontinuierlich zu einem Möbelgeschäft ausbaute. Auf seiner ersten Amerika-Reise 1953 entdeckte er die Ausstellungsstücke des Designer-Ehepaars Charles und Ray Eames und erhielt die Vertriebslizenzen. Rolf Fehlmann übernahm dann 1977 die Firma von seinem Vater und leitete sie bis vor einigen Jahren.
Bis heute stellt Vitra die Eames-Möbel her, die als Klassiker ihre Anziehungskraft nicht verloren haben, im Gegenteil. Der Eames Plastic Chair ist heute noch eines der bestverkauftesten Vitra-Modelle, und hat auch eine wendungsreiche Geschichte hinter sich. Eigentlich war es kein Stuhl, der bei der Büro- und Inneneinrichtung Verbreitung fand. Stattdessen verbaute man ihn zur Großbestuhlung in Aulen und Stadien. Als es für die Massenbestuhlung andere Lösungen gab, wurde der Plastic Chair für Wohnungs-Einrichtungen wiederentdeckt.
Das Vitra Design Museum widmet den Designern – Charles Eames würde in diesem Jahr seinen 110. Geburtstag feiern – noch bis Februar 2018 eine Ausstellung. Für das Museum ist es erst die zweite Retrospektive, auch wenn man meint, Eames-Ausstellungen hat es im letzten Jahrzehnt unendlich viele gegeben. Im Interview mit der FAZ sprach nun Fehlbaum über die bleibende und besondere Qualität des Design: "Eames waren Leute, die sagten: Jedes Problem ist lösbar. Man muss es nur richtig analysieren, muss viel, viel arbeiten, dann ist es lösbar. Es war natürlich auch eine Zeit, die Neues möglich machte. Der Optimismus, von dem sie getragen wurden, kommt in diesen Objekten noch heute zum Vorschein." Wenn man ihre Möbel nach all den Jahren anschaue, spüre man immer noch die leichte Erregung. Das liege auch daran, dass es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich Architekten waren, die nebenbei Möbel machten, Marcel Breuer war eine Ausnahme. Und die Eames waren anders. "Er, der Ingenieurkopf, der viel von Technik verstand, und sie, die als Malerin gearbeitet hatte, sie haben zusammen etwas bewirkt, das uns ja immer noch berührt. Produkte, die einerseits technisch rational überzeugen und die andererseits eine hohe Emotionalität ausstrahlen."
Der Designer und emeritierte Design-Professor Nick Roericht sagte vor Jahren über die Charles und Ray Eames, was vermutlich stellvertretend für viele Designer und Design-Ausbilder gilt, wenn sie heute über die Eames-Möbel sprechen: "In der Lehre war immer klar, dass sie ganz vorbildliche Designer sind, skulpturell raffiniert, ausgefeilt und in totaler Beherrschung des Technischen. Aber es gibt von Eames nicht nur das Gegenständliche. Wir zeigten den Studenten immer den Film 'Geschichte der Mathematik', und später auch 'Zehn Hoch', in dem ein Paar auf der Wiese liegt. Die Kamera ist dicht bei ihnen, dann geht es immer weiter hoch bis man außerhalb der Galaxie ist, dann zoomt man wieder in die Hand rein, bis man das kleinste Atom erreicht. In diesem Sinn waren die Eames‘ auch großartige Visualierer und Erfahrbarmacher von etwas, was man sonst nur verbal kannte."


