Statement/Interview

Interview Simone Kaempf Fotos Ricarda Jacobi, Maria Jarrous

Wie schauen Studierende auf die Arbeitswelten der Zukunft?

In der Projektwoche "Arbeitswelten der Zukunft" der Hochschule Ostwestfalen-Lippe Detmold haben StudentInnen der Innenarchitektur, Architektur, Integrated Design, Bauingenieurwesen Konzepte für zukünftige Bürowelten entworfen und ihre Ideen auch vor einer Jury präsentiert.

Eine Woche lang haben die Master-Studierenden sich interdisziplinär mit dem Thema beschäftigt. Das Projekt ist Teil des Wissenschaftsjahrs 2018. Organisiert wurde der Workshop vom Institut für Wissenschaftsdialog (IWD). Mehr darüber von der Verantwortlichen Ricarda Jacobi.


Wie blicken die Studenten auf die veränderten Arbeitswelten und welche Ideen bringen sie für die Zukunft mit?
Ricarda Jacobi: Total unterschiedlich. Manche sind absolut visionär und haben futuristische Ideen entwickelt. Zur Aufgabenstellung gehörte auch, sich mit bestimmten geographischen Gebieten zu beschäftigen. Je zwei Gruppen sollten ihre Ideen für eine Region konzipieren: Berlin, Mumbai, Lagos, Bogota und die Region OWL, der Sitz der Hochschule.


Was für Visionen wurden entwickelt?
Die Vision der Lagos-Gruppe war besonders überzeugend: "We want Makoko to be the spiritual and technological hub of the planet". Das Konzept der Gruppe konzentrierte sich hierbei auf die Frage, wie sich die Arbeitsumgebung und das Tätigkeitsfeld ändert, wenn viele der derzeit von den Bewohnern ausgeübten Tätigkeiten automatisiert durch Maschinen und Drohnen bewerkstelligt werden und wie sich die Lebens- und Arbeitsumgebung wandelt, wenn eine direkte Verbindung zur virtuellen Welt hergestellt werden kann. Sie entwickelten eine organische Architektur, die speziell auf die Umgebung des auf Wasser gebauten Slums ausgerichtet ist und auf Knotenpunkten basiert, über die die Menschen auch außerhalb der virtuellen Umgebung sich vernetzen und interagieren können.

 

Für welches Konzept hat sich die Jury entschieden?
Ziel war für alle, die Konzepte kurz und knackig innerhalb von drei Minuten vor einer siebenköpfigen Jury zu präsentieren. Gewonnen hat am Ende eines der visionären Konzepte, das sehr weit denkt und in der Visualisierung das Virtuelle betont. Dies ist besonders für unsere Hochschule; wir beschäftigen uns zwar in einzelnen Projekten intensiv mit virtuellen Welten, sind hier in der Architektur doch meist sehr konkret, das heißt physisch und haptisch.

 

Welche Rolle spielt das Thema Arbeitswelten überhaupt in den Studiengängen in Detmold?
In der Gestaltung spielt es eine sehr große Rolle. Die Frage, wie möchte man arbeiten, ist sehr relevant, denn es ist unsere Aufgabe dieses Feld mitzugestalten und direkten Einfluss zu nehmen.


Die Detmolder Campus Agentur hat auch ein Praxis-Projekt mit einem Hersteller für Lichtlösungen organisiert. Die Studenten entwerfen für deren Standort neue Büroflächen...
Ja, genau, das ist aber von der Projektwoche unabhängig. Meine Haupttätigkeit ist eigentlich, für die Studenten Projekte in Kooperation mit Unternehmen und anderen Institutionen zu initiieren und zu koordinieren. Das Unternehmen hatte uns angefragt, ein Bürokonzept zu entwerfen. Mir ist es wichtig, dass die Studierenden erste Berufserfahrung sammeln und mit 'echten' Kunden in Kontakt kommen – und dies ist genauso ein Projekt. Der Entwurf wurde gerade in einer Zwischenpräsentation vor Mitarbeitern vorgestellt. Anfangs haben wir zwei Tage mit 15 Mitarbeitern einen Intensiv-Workshop organisiert, um gezielt Wünsche und Bedürfnisse abzufragen und partizipativ erste Entwürfe zu erstellen. Wir können allerdings im Planungsprozess nicht weiter als bis zur Ausführungsplanung gehen, weil es dann auch um rechtliche Verantwortung geht.

 

Wie stehen die Chancen, dass das Projekt wirklich in der Praxis umgesetzt wird?
Das ist das Ziel, und wir würden das sehr gerne weiter begleiten. Mein Ziel wäre es, dass ein Architektur-Büro übernimmt und vielleicht sogar einige der beteiligten Studenten freiberuflich daran weiterarbeiten können. Die Hauptidee der Campus Agentur ist eine Berufsvorbereitung, damit die Studierenden nach ihrem Abschluss selbstständig und lösungsorientiert arbeiten können. Dafür gibt es innerhalb der Hochschule einige Formate, die den Start ins Arbeitsleben mit erleichtern sollen. Spannend ist die Campus Agentur für Studierende, die bereits etwas fortgeschrittener im Verlauf ihres Studiums sind und erste praktische Erfahrungen sammeln möchten, welche aber noch begleitet werden. Mit der Campus Agentur betreue und begleite ich diese Projekte, es sind dabei auch schon sehr spannende Ergebnisse entstanden; Ausstellungen, Umbauten und wir konnten sogar ein Kunstprojekt eines Studierendenteams auf dem berühmten Burning Man Festival in Nevada, USA umsetzen.



RICARDA JACOBI, Jahrgang 1986, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich für Architektur und Innenarchitektur der Hochschule OWL und Projektleiterin der Detmolder Campus Agentur. Die Campus Agentur versteht sich als Vermittler und Netzwerker zwischen Hochschule und Wirtschaft und organisiert Projekte, die überfachliche Kompetenzen, Projektmanagement, wirtschaftliches Denken fördern.


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