Grundlagen/Wissen

Fotos © F.L.C. / ADAGP Paris 2019 © ADAGP Paris 2019 © AchP

Charlotte Perriands Raum- und Möbeldesign

Die meisten Möbel des Le-Corbusier-Studios aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren stammen von Charlotte Perriand. Eine schöne Pariser Ausstellung zeigt das Werk der Innenarchitektin nun in ganzer Bandbreite.

Perriand hatte bereits mit Möbeln aus vernickeltem Kupfer und eloxiertem Aluminium experimentiert und auch Aufsehen erregt, als Le Corbusier die junge Innenarchitektin 1927 zu sich ins Studio holte. Auch ihm gefielen ihre ersten Möbelmodelle. Damit begann eine langjährige Zusammenarbeit mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret in der Pariser Rue de Sèvres. Die meisten Möbeldesigns des Le-Corbusier-Studios aus dieser Zeit stammen von ihr, unter anderem die ersten Stahlrohrentwürfe fürs Möbelsystem "Équipement de l'habitation".

(Foto: Möbel des "Un équipement intérieur d’une habitation" für den Pariser Salon d’automne 1929. Die Einrichtung ist für die Pariser Ausstellung nachgebaut worden. © F.L.C. / Adagp, Paris, 2019 © Adagp, Paris 2019 © Jean Collas / AChP)

Im März 1937 verließ Perriand das Studio Le-Corbusier-Jeanneret, arbeitete jedoch auch danach an einzelnen Projekten mit beiden zusammen, so zum Beispiel an der Innenausstattung und Küche der "Unité d'Habitation" in Marseille. 1940 eröffnet sie gemeinsam mit Jean Prouvé und Georges Blanchon ein Architekturbüro zur Gestaltung von Fertighäusern aus Aluminium, zog dann für eine Zeit nach Japan, wo sie in dem Land, bis dahin ohne Sitzmöbelkultur, wegweisend Einfluss nahm.

 

Umgekehrt ließ sie sich von Japan inspirieren, etwa bei ihren Freischwingern und Liegen aus Bambus. Viele der berühmten Originalmodelle von Perriand sind erhalten. Doch ganze Interieurs gingen auch verloren im Wechsel der Moden, und es ist ein Verdienst der Ausstellung, dass sie Einrichtungen aufwendig rekonstruiert und nachgebaut hat. Zum Beispiel "Un Équipement intérieur d'une habitation" aus dem Jahr 1929 als die junge Designerin noch ganze auf Avantgarde setzte und vom Gedanken der seriellen Produktion eingenommen war. Nachbauten gibt es auch von ihren Studentenzimmern der "Maison de la Tunisie" und der "Maison du Mexique" mit bunt gestrichenen Raumteilerregalen, nach zwei Seiten hin offen, ein qualitative hochwertige Gestaltung, die zeitlos und aktuell wirkt.

 

(Fotos: Entwurf fürs "Maison de la Tunisie", rekonstruiert für die Ausstellung © Fondation Lous Vuitton. Mitte: Schwebe-Regal "Bibliothèque Nuage" aus dem Jahr 1956 © Adagp, Paris 2019 © Studio Shapiro / Galerie Downtown - François Laffanour. Unten: Mobiliar in der Galerie Steph Simon, die ihre Möbel damals verkaufte © Adagp, Paris 2019 © Gaston Karquel / AChP)

Bei aller Empfänglichkeit für den Zeitgeist mit Standardisierungen, leichteren Möbeln und offenen Räumen, lebte Perriand von Anfang an auch eine Naturverbundenheit aus, schuf Tische und Stühle mit unregelmäßigen Formen aus massiven Baumscheiben – auch das ist Perriand, die Gestalterin der Corbusier'schen Stahlrohr-Möbel, und die sehenswerte Ausstellung zeigt die große Bandbreite dieser Designerin in voller Schönheit.


"Le monde nouveau de Charlotte Perriand", bis 24. Februar 2020, Fondation Louis Vuitton Paris, www.fondationlouisvuitton.fr

"Ansage an die kommende Moderne", Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 22. Dezember 2019

 

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