Blick hinter die Kulissen

Fotos Stefan Krutsch

VARIO Design Competition "Homeoffice": Die Gewinner

Neue Homeoffice Ideen: der vierte VARIO Design Competition hat nach Möbeln und Objekten gefragt, die temporäres Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen. Vor allem da, wo eigene große Arbeitszimmer fehlen, die Räume eher kleiner sind, die Verhältnisse beengt und Mehrfachnutzung sinnvoll und möglich ist.

Stolze 141 Wettbewerbsbeiträge gingen ein, das war Teilnahme-Rekord. Sechs Preise wurden nun von der Jury vergeben, der Publikumspreis wurde via Instagram-Abstimmung ermittelt.

And the Winners are...

1. Preis
Maximilian Schwarzlmüller, MURUS XC

Murus XC ist eine so einfache wie kluge Intervention für das private Wohnen. Ein vertikales Flächenelement interpretiert diesen Archetypus und bildet die Schnittstelle zu neuen Wohnfunktionen. Die doppelte Wandscheibe wird in ungenutzten Zwischenbereichen vor der Wand montiert und kann über axiale Gelenke in den Raum gedreht werden. Die ausgedrehten Segmente können aktiv zur Organisation des Raumes genutzt werden, gleichzeitig auch für die passive Zonierung der Wohnbereiche. Auch zusammengeklappt, flach vor der Wand geparkt, kann man daran arbeiten, verweilen und es in den Alltag einbeziehen. Nichts in konkret vorgegeben – alle Potentiale entstehen mit der Absicht des Nutzers.

Steharbeitsplatz, Arbeitsfläche auf 75 cm, Ablagen in verschiedenen Höhen, Sichtblenden, Whiteboard oder Präsentationsfläche, Video-Hintergrund – Murus XC vereint die wichtigsten Anforderungen für individuelles Arbeiten. Dieses raffinierte Wandelement nutzt unentdeckte Raumpotentiale und definiert Räume neu. Die subtile Integration der Arbeit ins häusliche Leben. Einfach ein tolles Beispiel für die Möglichkeiten der Innenarchitektur durch Mobilität und Flexibilität.

Dieser Entwurf wird mit all seiner Tiefgründigkeit und seinen Potentialen erst auf den zweiten Blick erkennbar. Ausgehend von Standardgrundrissen sind kluge Interventionen für verschiedenste Wohnräume und Raumgrößen möglich – so fügt sich Murus XC diskret in das familiäre Ambiente ein.
Preisgeld von 2.000 EUR.

 


2. Preis
Stella Funk, OH, FOLLOW THE SUN

Es handelt sich um eine mobile und kompakte Workstation, die die Nutzer:in zum Aufenthalt und zur Arbeit an allen Orten im näheren Umfeld motivieren möchte. Ein Sitzkorpus mit umlaufender Polsterung, mit Stauraumfach, Kabelanschluss und drehbarem Sichtschutz im Rücken. Der kann Videohintergrund sei, genauso wie Schattensegel für das Arbeiten im Freien oder Konzentrationshilfe. Eine zusätzliche entnehmbare Fläche erlaubt das Arbeiten auf dem Schoß. Ein durch und durch selbsterklärendes Objekt.

Der poetische Titel OH, FOLLOW THE SUN erklärt schon viel. Es geht nicht mehr um Zielvereinbarungen und Quality Management. Die Narrative sind Emotionen und Individualität. Dieser Entwurf ist kein fester Arbeitsplatz mehr sondern eine Aura, in der ich mich bewegen kann, die ich der Sonne folgend mitnehmen kann. Es gibt Raum und schafft Raumunabhängigkeit. Eine Metapher für Eigenständigkeit und selbstbestimmte Arbeitsweisen.
Preisgeld 1500 EUR

 


3. Preis
Mariella Würschum, OFFICE COLLAGE

Die OFFICE COLLAGE soll den Schreibtisch mit seiner Peripherie ersetzen. Sie bietet alle erforderlichen Arbeitsebenen an und verfügt über den notwendigen Stauraum. Integration von Elektrik und Licht machen die OFFICE COLLAGE zu einem vollwertigen Arbeitsplatz – im Sitzen und im Stehen. Die filzbelegte Innenseite der Tür dient als Video-Hintergrund und als Pinnwand, zusätzlich schluckt der Filz Schall und macht das Interieur angenehm. Arbeiten und Wohnen soll getrennt werden, bzw. den Arbeitsplatz nicht allzu präsent zu machen.
Die OFFICE COLLAGE schafft interessante Arbeitskonstellationen auf kleinstem Raum und ist auch für den schnellen Wechsel z.B. in Studenten-WGs gut vorstellbar. Die collagenhafte Flächenanordnung verleiht dem Produkt seine eigene Identität. Im aktiven und passiven Zustand werden die Korpusgrenzen aufgebrochen – das Spiel mit Ebenen, Farben und Texturen beginnt. Eine Studie, die aber trotzdem geerdet ist. Die Visualisierung macht das Möbel erlebbar und Lust auf die Nutzung.Eine formal eigenständige Interpretation eines platzsparenden Schrankmöbels.
Preisgeld 1.000 EUR
 


Sonderpreis der Taunus Sparkasse
Valentina Kaub, STEP IT UP

Es ist der bekannte Phänotyp "Sprossenwand", den wir alle in der Sporthalle kennenlernen durften, der hier die konstruktive Basis für das häuslich Arbeiten bildet. Das eigentliche Arbeitsgerät ist ein Modul-Koffer, der über eine feine Fächereinteilung verfügt und in denen alle Arbeitsutensilien untergebracht sind. Dieser Koffer ist auf verschiedenen Höhen, die durch die Sprossenabstände bestimmt werden, einzuhängen. Alle Utensilien sind damit direkt und am Platz verfügbar und im Zugriff. Das erlaubt das Arbeiten in verschiedenen Höhen, im Stehen oder im Sitzen, für Erwachsene oder Kinder – dieser Home-Arbeitsplatz funktioniert für alle gleichermaßen, und erlaubt vielfältige Aktivitäten. Vollkommen inklusiv. Eine angenehme Farb- und Materialwahl für die neuen sportiven Elemente in einem Arbeitsalltag, der sonst eher bewegungsarm verläuft. Eigentlich ein Hybrid, man könnte es auch Paradoxon nennen, denn er bietet Entlastung und Ansporn zugleich. Ambulantes und dynamisches Arbeiten, spontanes Reagieren – eine Metapher für Agilität.
Preisgeld: 1.000 €
 


Anerkennung
Malte Grobenstieg, HOME/OFFICE

Strukturell ähnelt HOME/OFFICE einem Archetypen, der 200 Jahre alt ist, einem Biedermeiersekretär. Der hat ganz offensichtlich nichts von seiner Attraktivität und seiner Richtigkeit eingebüßt. Diese hochästehetische Neuinterpretation besticht durch ihre Reduziertheit und Klarheit – ganz auf das Wesentliche fokussiert. Das feine Fugenbild macht Laune, das Innenleben ist ganz aufgeräumt und gut organisiert. Zweifel beschlichen die Jury bei der Vertikalverstellung der Arbeitsfläche, bzw. bei deren Synchronisierung und bei den telekopierenden Beinen. Die Beschläge sind eine Herausforderung, doch der Rest ist bestechend. Die Farbgebung ist – wie es sich für ein neues Produkt gehört – unverbraucht, auch bisschen fremd, gleichzeitig aber angenehm und harmonisch. Passt gut zum Entwurf und vermittelt ein stimmiges Gefühl. Der Entwurf ist professionell visualisiert, präzise und klar, als würde es das schon geben. Alles detailliert und konkret dargestellt, hier versteht jemand dieses Handwerk.
Preisgeld: 500 €
 


Anerkennung für den konzeptionellen Ansatz
Michael Goß und Leopold Seiler, WEG ZUR ARBEIT

Es handelt sich schlicht um einen Teppich. Der Teppich hat eine Kante, die definiert eine Grenze und schafft damit ein Innen und Außen. Und auf dem Teppich steht "Büro". Sicher könnte auch "Kind", "Küche" oder "Wohnen" draufstehen, man erkennt die Idee und kennt die Situation… Ein Teppich, der den persönlichen Bereich für eine Tätigkeit eingrenzt. Das respektiert man und es verleiht der Tätigkeit eine besondere Ernsthaftigkeit. WEG ZUR ARBEITist eine strategische Lösung, zu der es eben keine Möbel oder eine Wand braucht: Der Bodenbelag schafft Räume und Zonierungen, oder sogar Mikrozonierung I’m in the office, I’m not in the office… Das mutet kindlich-spielerisch an, aber Kinder werden auf das Leben vorbereitet. So lapidar die Idee dieser Einreichung scheint – so richtig ist die Erkenntnis dahinter. Inhalte und Werte sind mit Territorien verknüpft. Hier wird ein Claim abgesteckt, eine Schutzzone geschaffen. Es begann mit einem Augenzwinkern – und es folgten spannende Diskussion und Gedankenspiele.
Preisgeld: 500 €
 


Public Voting Preis
Ana Sofia Charro Cisneros, CUBE OFFICE

Mit 377 Instagram-Likes zum Stichtag
Diese Einreichung liefert einen Beitrag zum Wohnen und Arbeiten auf kleinstem Raum. Das Cube Office ist ein multifunktionales Polstermöbel, das dem Wandel des häuslichen Umfeldes hin zu beruflichen Tätigkeiten gerecht werden möchte. Aus einem Kubus lassen sich mittels einer zweigeteilte Rückenlehne verschiedene Arbeitshaltungen und Sitzpositionen entwickeln. Auch eine Liegemöglichkeit oder ein Hintergrund für Videokonferenzen. Eine Schublade unter der Sitzfläche bietet Stauraum für die Arbeitsuntensilien. Cube Office ist eine von ganz wenigen Einreichungen, die neben dem veränderten Arbeiten auch das Sitzen, Liegen und Entspannen thematisieren und unterstützen wollen. Arbeiten im Liegen, im Sitzen, Hocken, Fläzen, Herumloungen, unbedingt unkonventionell.
 

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