Blick hinter die Kulissen

VARIO Design Competition "Inspired by space": die Gewinner

Möbel und Räume für zukünftiges Arbeiten: Unter dem Motto "Inspired by space" haben wir Ende März den VARIO Design Competition 2020 ausgelobt und nach Lösungen für kollektives Arbeiten gefragt. Gestern Abend fand die Preisverleihung statt, nicht in Frankfurt wie geplant, sondern auf Zoom. Aber mit sieben ausgezeichneten Entwürfen, mit simplen, überzeugenden Lösungen: Trennwände, die zu Arbeitstischen werden, Sitzmodule oder ein flexibler Arbeitskubus.

"Gutes Design braucht gute Ideen – und die hat der Nachwuchs", so VARIO Geschäftsführer Anton Flechtner in der Zoom-Konferenz. Mit mehr als achtzig Einreichungen hat sich die Teilnehmerzahl zu unserer Freude verdoppelt. Viele Entwürfe haben großes Potenzial, die Jury hat am Ende sechs Preise vergeben plus den Publikumspreis via Instagram.

 


And the Winners are...
 

1. Preis
Leo Dammer und Emil Fohrer, Entwurf "WTF Wall Table Furniture"

WTF ist die Trennwand, die zum Stehtisch wird. Im klassischen Großraumbüro oder im Open Space Office – WTF ist konzipiert als Raumbildner für Schreibtischreihungen oder für die Mittelzone. WTF kann öffnen oder abschotten und schafft mit einem simplen Prinzip Raumgliederung und Raumvariabilität. Ein überraschend trennendes und zugleich verbindendes Wand-Tisch-Möbel.
Preisgeld 2000 Euro
 

 

2. Preis
Mario Schache, Entwurf "MONS"

MONS bietet ohne viel Umbau und durch verschiedene Polsterungen und Höhen der Sitz- und Nutzflächen flexiblen Sitzkomfort. Ein vielseitiges Sitz-Steh-Lehn-Element für ungewöhnliche Bürolandschaften.
Preisgeld 1500 Euro

 

3. Preis
Haniye Hashemi, Entwurf "Ein Tag, ein Würfel"

EIN TAG - EIN WÜRFEL verdichtet die Nutzungen und Funktionen eines gesamten Bürotags in einen kompakten Quader. Eine hochkomprimierte 24-Stunden-Insel für den All-Inclusive-Bürotag.
Preisgeld 1000 Euro
 


Anerkennung
Milena Brüggemann, Entwurf "SADDLE UP"
Allein, zu zweit oder in einer größeren Gruppe – SADDLE UP macht agiles Arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen möglich. Ein sportlich ambitioniertes Motivationsmöbel für den täglichen Ritt durch's Büro.
Preisgeld 500 Euro

Anerkennung
Verena Lütkemeier, Entwurf "FLIP"

FLIP ist einfach und selbsterklärend, der Screen kann beschrieben werden oder als Abschirmung genutzt werden. Eine flexible Meeting-Ideen-Präsentations-Sitz-Wand. 

Sonderpreis
Maren Englisch, Entwurf "PERFECT SILHOUETTE"
Eine hochaktuelle und pragmatische Antwort auf die aktuelle Covid-19-Situation und die Problematik des Videokonferierens. Eine Lösung für professionelles Arbeiten an den unterschiedlichsten Orten: ob im Park, im Homeoffice oder in der Bahn - der faltbare grüne Screen lässt alles Störende in den Hintergrund treten.  

 

Mehr über den Siegerentwurf "Wall Table Furniture":
Eine Trennwand, die zum Stehtisch wird, haben Leo Dammer und Emil Fohrer entworfen. Die Einreichung wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Mehr von den beiden Studierenden der Architektur und des Produktdesigns. Wir haben mit ihnen gesprochen als der Entwurf in der VARIO-Musterwerkstatt umgesetzt wurde.

Sie haben heute am Vormittag im VARIO-Werk in Liederbach mit Anton Flechtner über den Bau des Prototypen gesprochen. Der Prototyp ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg vom Entwurf zur Umsetzung. Worum ging es genau?

Leo Dammer: Form war klar. Maße und Materialität haben wir heute gemeinsam besprochen.

Emil Fohrer: Und die Farbe. Wir sind das alles noch einmal durchgegangen, ob es so passt.

L. D.: Für unseren Entwurf haben wir eine Unterkonstruktion entworfen und werben im Entwurf ja quasi damit, dass man die Oberflächen austauschen kann. Wir haben diese heute gemeinsam ausgesucht, damit alles gut zur Konstruktion passt.

 

Ihr Entwurf ist eine Trennwand, die zum Stehtisch wird. Wie funktioniert dieser Klappmechanismus genau?

L. D.: Das funktioniert über ein Scharnier mit Schienen. Im Grunde ist das Scharnier aus einem Sekretär abgeschaut, wir haben uns dieser Technik bedient und der Prototyp ist jetzt der Schritt, diesen Mechanismus wirklich sicherzustellen.

E. F.: Diese Schiene kann ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr weiter und hält die Tischplatte dann in waagerechter Position. Sie ist aus Stahl, darum ist sie sehr stabil, kann beliebig geklappt werden, und schlicht ist sie auch noch.
 

Eine umklappbare Platte ist eigentlich eine so einfache wie einleuchtende Idee, dass man sich fragt, warum es die noch nicht gibt. Ein bisschen Sekretär steckt auch darin.

L. D.: Sekretär ja, aber der Clou ist, dass man zusammen daran arbeiten kann. Wettbewerbs-Aufgabe war ja, ein Möbel zu schaffen, das Zusammenarbeit ermöglicht.

E. F.: Quasi wie ein Sekretär, der von beiden Seiten bedienbar ist und man an beiden Seiten arbeiten kann, und zusätzlich eine raumtrennende Funktion einnimmt, wenn man die Platte hochklappt.

L. D.: Eigentlich ist es für Großraumbüros gedacht. Man stellt sich einen großen Raum vor mit zwanzig, dreißig Arbeitsplätzen, die in Reihe gestellt sind und die man durch Gänge abgrenzen muss. Das WTF kann man als Abtrennung nutzen oder klappt ihn zum größeren Stehtisch für gemeinsame Besprechungen.
 

Zum Stehtisch oder alternativ auch zum Schreibtisch, wenn man die Höhe verändert?

L. D.: Den Schreibtisch gibt es ja schon, so ist der Entwurf nicht gedacht. Wir wollen den Schreibtisch nicht ersetzen, sondern ergänzen.
 


Zur Trennwand hochgeklappt schafft das WTF auch Physical Distancing. Haben die Corona-Maßnahmen eine Rolle gespielt, als Sie die Idee entwickelt haben?

L. D.: Die Idee ist schon älter und entstand bereits vor einem Jahr. Während Corona haben wir überlegt, ob wir noch eine Glasplatte einfügen, klar, aber das ist eher eine theoretische Spielerei. Den VARIO Wettbewerb kannten wir schon länger. Ich habe in einem Architekturbüro gearbeitet und dort mussten immer mehr Stehtische neuen Arbeitsplätzen weichen. Dann kam man auf die Idee, dass man einen Steh tisch zwischen die Schreibtisch-Reihen installiert, um dort zusammenzukommen. Gerade im Architekturbüro braucht man Flächen, um Pläne aufzuhängen oder Pläne auszulegen und bearbeiten zu können. So entstand meine Idee, eine Möglichkeit zu schaffen, die die Trennwand und den Stehtisch vereint. Es verging ein Jahr, und es war komplizierter als gedacht, die Lösung sollte schließlich auch filigran und unauffällig sein. Dann kam Emil dazu und ich habe versucht, ihm die Idee zu erklären, aber das hat nicht auf Anhieb geklappt, es war noch zu unverständlich.
 

Was war das Unverständliche?

E. F.: Die Umsetzung war zu kompliziert gedacht. Uns fiel dann auf: je perfekter wir die Sache machen wollten, desto komplizierter wurde es im Endeffekt und desto mehr kleine neue Probleme ergaben sich. Wir haben uns darauf geeinigt, immer einfacher zu werden. Statt einem versteckten komplizierten Mechanismus haben wir uns dann für die Schiene entschieden und haben gar nicht versucht, diese zu verstecken, sondern einen ehrlichen, aber schlichten Mechanismus gewählt.

L. D.: Das Problem war am Anfang, dass wir es allen Zielen recht machen wollten. Wir wollten etwas möglichst Unauffälliges schaffen, das wie eine Trennwand aussieht, was aber ein Tisch werden kann, möglichst stabil, immer noch schick, simpel, clean. Erst als wir alles über den Haufen geworfen und neu angedacht haben, kamen wir darauf, eine einfache Lösung zu schaffen. Die ist jetzt das, was es halt ist, einfach und selbsterklärend. In der Bürolandschaft gibt es das so bisher nicht, dass man aus einer Trennwand einen Stehtisch machen könnte. Wir haben es jedenfalls nicht entdeckt.

 

Sie studieren beide in Aachen, aber in unterschiedlichen Studiengängen und Semestern. Wie kommt die Zusammenarbeit zustande?

E. F.: Wir sind befreundet. Leo hat als Architekturstudent schon um einiges länger daran gearbeitet und hat mich aus dem Bereich Produktdesign dazugeholt. Eigentlich erst für die Zeichnungen und Darstellungen, das hat sich dann zu einer gemeinsamen Arbeit entwickelt.

L. D.: Die Darstellungsarbeit ist eigentlich superwichtig, um das Konzept verständlich zu machen. Wenn es schon da nicht gelingt, die Sache verständlich zu machen, ist auch der Entwurf nicht ausgereift.
 

Viele der eingereichten Wettbewerbs-Beiträge sind erstaunlich gut ausgearbeitet, dargestellt und präsentiert. Lernt man das im Studium sehr früh?

E. F.: Ich bin noch nicht lange dabei, im 3 . Semester, aber Sketching war sofort ein Inhalt und es ist eben ein gestalterisches Studium.

L. D.: Und es war auch der erste Wettbewerb, an dem wir uns beteiligt haben. Bei uns findet das in Eigeninitiative statt, abseits des Studiums. Aber es geht gut los, über den Erfolg freuen wir uns.


Mehr:
Die Ausschreibung des VARIO Design Competition "Inspired by space", die Idee 2020 und die Jury
Mehr über den Siegerentwurf des Design Competition 2019 - VARIO Magazin vom 25. Oktober 2019
Die sieben Preisträger des VARIO Design Competition "Arbeiten 2025!" - VARIO Magazin vom 18. Oktober 2019
Der Wettbewerb für StudentInnen und AbsolventInnen fand 2018 zum ersten Mal statt, mehr darüber - VARIO Magazin vom 22. Juni 2018

 

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