Grundlagen/Wissen

Fotos leap in time

Zukunftsfähigkeit, Büroausstattung und das Comfurnacy Zertifikat

Das Comfurnacy Zertifikat zeichnet besonders zukunftsfähige Möbel und Büro-Tools aus. Aus unserem Programm erhielten der Mini-Caddy und die CONCLUSION Lounge die Auszeichnung, die das Darmstädter leap in time Lab entwickelt hat. Nachhaltigkeit, Ergonomie, Funktionalität bis zur technischen Integrationsfähigkeit sind unter anderem die Kriterien. Mehr darüber von Ruth Stock-Homburg, Professorin und Gründerin des leap in time Lab.

Das Comfurnacy Zertifikat ist im leap in time Lab entstanden, aus welchen Erfahrungen heraus?
Ruth Stock-Homburg: Wir erforschen seit acht Jahren Arbeitswelten der Zukunft und machen diese seit vier Jahren im leap in time Lab erlebbar. Wir haben von Anfang an auch verschiedene Büroelemente getestet. Und wir haben nicht nur wissenschaftliche, sondern auch praktische Erfahrungen bei der Einrichtung von Officewelten gesammelt und festgestellt, dass sehr viele interessierte Unternehmen konkreten Beratungsbedarf haben. Wir wurden oft gefragt: Wir wollen neue Arbeitswelten erproben und einrichten, was können Sie uns denn empfehlen? Wir haben deshalb mit dem Zertifikat ein systematisches Instrument geschaffen, um Empfehlungen auszusprechen, welche Büro-Elemente besonders zukunftsfähig sind.

 

Nach welchen Kriterien wird das Zertifikat verliehen?
Wir haben einen Katalog aus neun Kriterien zusammengestellt, von Zukunftsfähigkeit über Nachhaltigkeit, Innovationsfähigkeit, Kundenbegeisterung, Work-Life-Balance, Teamwork, Ergonomie und Funktionalität bis zur technischen Integrationsfähigkeit. Alle diese Aspekte bewerten wir, um Herstellern und Nutzern eine Orientierung zu geben. Ins Leben gerufen haben wir das Zertifikat vor ziemlich genau zwei Jahren, die Vorarbeiten begannen bereits vor acht Jahren.

 

Es geht um Büromöbel, darüber hinaus aber auch um Technologien, die Sie bewerten und empfehlen.
Genau, wir schauen uns Büromöbel, aber auch Informations- und Kommunikations-Technologien an. Dinge, die den Arbeitsalltag von Wissens- und Büro-Arbeitern begleiten. Ein Schwerpunkt liegt aber schon auf Büromöbeln.

 

Die Arbeit im Homeoffice spielt seit März eine große Rolle, und vermutlich werden die Unternehmen auch in Zukunft mehr Arbeit von zuhause aus ermöglichen. Sie haben das Zertifikat jetzt noch einmal erweitert.
Ja, bedingt durch Covid-19 zertifizieren und testen wir jetzt auch die Zukunftsfähigkeit und Tauglichkeit von Büromöbeln und -technologien für das Homeoffice, HO+ (also Home Office Plus) nennen wir das. Wir haben die Kriterien dafür erweitert um die Integrationsfähigkeit ins Zuhause. Wenn man zum Beispiel einen Stuhl hat, der so sperrig ist, dass man ihn nicht bewegen kann, ist das schon mal schwierig und der Stuhl ist eher ungeeignet für das Arbeiten von zu Hause. Wir haben in den vergangenen Monaten gesehen, wie Menschen mit Gartenstühlen am Küchentisch gearbeitet haben. Und was Viele an der Stelle auch fragen: Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis? Hier sind wir zum Beispiel auch mit VARIO in einer Testung und schauen uns das M1 Rahmen-Programm an.
 

Welche Veränderungen ergeben sich des Weiteren durch die Covid-19-Krise? Wie schätzen Sie das ein?
Seit März befragen wir BüroarbeiterInnen und beschäftigen uns sehr intensiv mit dem Thema. Mehr als 16000 BüroarbeiterInnen in rund fünf Studien, die zum Teil über Monate hinweg gingen, haben wir bisher befragt. Es geht um die aktuelle Situation im Homeoffice in der Covid-19 Krise. Neben der eigenen Ausstattung und der Work-Life-Balance wollten wir auch wissen, wie es mit der Unterstützung durch Unternehmen aussieht. Wir stellten zum Beispiel fest, dass weniger als fünf Prozent der Befragten in Sachen Ausstattung im Homeoffice durch die Unternehmen unterstützt wurden – sei es durch Beratung oder finanzielle Unterstützung. Das scheint sich allerdings gerade stark zu verändern. In vielen großen Konzernen werden Betriebsvereinbarungen auf den Weg gebracht, um Beschäftigte im Homeoffice zu unterstützen. Denn eines ist klar: ein großer Teil der Arbeitswelt von morgen wird sich zu Hause abspielen.

Dies verändert auch ein Stück weit unsere Arbeit im leap in time Lab: Wir haben uns im leap in time Lab immer auf drei Arbeitswelten konzentriert: Activity-based Working (als effizienzorientiertes Open Space Büro) und Work-and-Play (à là Google & Co.). Die dritte Arbeitswelt - Smart Living and Working (also das Homeoffice) - wurde immer ein wenig belächelt. Nun wurde das Homeoffice ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt.


Prof. Dr. Dr. RUTH STOCK-HOMBURG gründete 2012 das Forschungszentrum leap in time GmbH als private Ausgründung der Technischen Universität Darmstadt. Sie installierte 2016 das leap in time Lab in Darmstadt, das Arbeitswelten der Zukunft ausstellt und erlebbar macht. Seit 2006 ist sie Leiterin des Fachgebiets für Marketing und Personalmanagement an der Technischen Universität Darmstadt und wurde im Handelsblatt-Ranking mehrfach als forschungsstärkste BWL-Professorin im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.

 

(Fotos: Die drei Arbeitswelten des Leap in time Lab, unten Ruth Stock-Berghaus)

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